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Mut Mut Mut

5er Sprungbrett –  Jahrelang meine Komfortzone im Freibad. Ich war etwa 8? Oder 10? Irgendwann fasste ich mit Herzklopfen den Entschluss, auf den 5er zu klettern. Oben angekommen ging ich langsam nach vorne an die Brettspitze und schauderte angesichts des tiefen Abgrunds. Einige Jungs kamen rauf und warteten. Umkehren kam nicht in Frage. Also… sprang ich, gegen alle Widerstände und stocksteif – und landete auf dem Bauch. Es tat weh und es blieb seitdem bei diesem Anlauf.

Warum ist es für manche so leicht? Gestern im Podcast, Gerald Hüther, der geschätzte Hirnforscher, wird gefragt: warum brauchen wir eigentlich Mut? – „Wir brauchen keinen Mut!“, antwortet er schlicht und klar. Und erfreut darf ich wieder einer seiner Geschichten lauschen. Ein Mann sieht auf dem Marktplatz eine Schlägerei, geht hin und greift resolut ein, indem er beide Kämpfenden an der Schulter packt. Er reißt sie auseinander und sagt laut Schluss jetzt, geht nachhause! Sofort wird es ruhig. Eine Dame spricht ihn an: wo haben sie nur diesen Mut hergenommen? Das war kein Mut, sagt der Mann, es war einfach klar, dass ich das mache. - Diese Geschichte habe ihn, Hüther, nachdenklich gemacht. Er schildert seinerseits seinen Gang als Jugendlicher auf den 10er im Schwimmbad. Er sei nicht aus sich selbst heraus motiviert gewesen, sondern aus anderen Gründen. Um den Mädchen zu gefallen, um sich und anderen zu beweisen, dass er ein richtiger Mann ist und einiges mehr. Die Knie haben ihm geschlottert. Denn der Entschluss war begleitet von vielen Gedanken. Womöglich waren es pure Erwartungen „von außen“, die ihn dazu gebracht hatten. Also viele Gedanken, die mehr und mehr Angst erzeugen: was, wenn es nicht gut aussieht? Was, wenn die anderen über mich lachen? Was, wenn …? Der Impuls des Mannes auf dem Marktplatz geschah ohne lähmende Angst. Sondern aus dem Bauch heraus, spontan. Wohl angespannt, jedoch klar und zielorientiert, auf natürliche Art seinem Wesen entsprechend.

Unser Fokus auf „Entwicklung“, das nächsthöhere Level erreichen zum Beispiel, liegt nicht darin, „Mut zu entwickeln“. Sondern uns auf uns selbst zu besinnen, den inneren Antrieb.  Unsere Bedürfnisse. Die Bedeutung der Angst ist überlebenswichtig, weil sie uns „vor dem Säbelzahntiger“ schützt. Doch was, wenn die Angst zum Selbstläufer wird und eine Art chronische Bremsfunktion entwickelt?

Intuitives Handeln – aus unserem natürlichen Wesen heraus – lässt uns kraftvoll handeln und lebendig sein. Mit diesem Wissen kann der Sprung vom 5-Meter-Brett gelingen. Vielleicht sogar 10 Meter. Wir haben wertvolle mentale Fähigkeiten, um alles zu erreichen, was wir wirklich wollen.

 

https://www.youtube.com/watch?v=DFffRpxlwtQ&t=251s