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Giacomo ist keineswegs amüsiert - Teil 2

Ich fahre die Serpentinen in Richtung Mulino. Es ist später Nachmittag und ich freue mich, in der üppigen grünen Welt anzukommen.

 

Kurz vor dem Abbiegen auf´s Grundstück kommt mir Giuseppe in seinem Jeep entgegen, zum ersten Mal in den drei Jahren. Kein Zufall, hüpft es mir durch den Kopf. Ich hebe natürlich und freundlich die Hand - und statt einer ebenfalls grüßenden Hand sehe ich seine Augen. Wütend. Er sieht mir direkt ins Gesicht und scheint etwas zu sagen. Nichts Freundliches, das ist sicher. Kurz bewegt sich etwas steif auch seine Hand und er fährt an mir vorbei.

 

Ein Geschmack von Krieg, fühle ich erschrocken. Vor meinem inneren Auge sehe ich zwei wütende starke Männern, die sich verwundet haben. Und entschlossen sind, keinen spaltbreit zur Seite zu gehen.

 

Diese Atmosphäre ist mir so vertraut, dass ich still werde. Als wenn das Leben mir etwas direkt vor die Nase setzt, von dem ich dachte, dass es vorbei ist.

Gewalt, Stolz, Trennung, bewusst oder nicht: das ist die Saat für Krieg. Für Leid.

 

Gestern Abend in der Pizzeria zeigte Piero mir seine Entschlossenheit, indem er die Handgelenke übereinander legte: die Falle, die Giuseppe ihm mit den Balken gestellt hatte, sei absolut unmöglich gewesen. Es gebe es kein zurück mehr. Er mache jetzt eine klare Ansage. Er sei die ganze Zeit einfach viel zu gutmütig gewesen.

 

Ich hörte ihm zu. Und verstand. Und wusste, dass er seinen Weg gehen wird. Und bat ihn, wirklich „von Herzen“ - von sich - zu sprechen.

 

Ich erinnere mich an den geliebten Satz von Rumi: Du kannst den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. Tut immer wieder gut, diese Erinnerung. Wie eine warme Hand im Rücken.

 

Ich bin gespannt. Wir gehen weiter. Ich warte ab, ob sich ein guter Moment ergibt, etwas Gutes zu sagen. Hooponopono kommt mir in den Sinn. Vergebung. Ich könnte ihn fragen, ob es möglich ist, den Nachbarn zu unterstützen, damit er „sein Gesicht zu verliert“. 

 

 

Ich bin die Frau dahinter. Ich begleite und warte ab. Und genieße die Schönheit des Ortes und die Freiheit, hier zu lebe.  


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